Im letzten Beitrag haben wir uns mit dem Gerät von APT beschäftigt. Diesmal gehen wir auf unsere Testergebnisse von Mayah ein.
Mit den Hardwarelösungen der Firma MAYAH Communications bietet sich eine weitere Hardwarelösung zur IP-Audioübertragung an. Kennengelernt haben wir da bereits das APT Horizon von Worldcast Systems. Bei uns kommt ein Centauri II sowie ein Centauri III zum Einsatz. Beide Geräte sind bereits seit Jahren feste Standbeine in unseren ISDN-Übertragungen und besitzen auch eine zusätzliche Ethernet-Schnittstelle zur IP-Übertragung. Die erste Ethernet-Buchse ist dabei nur für die Fernbedienung via Webremote gedacht. Die 2. Ethernet-Schnittstelle kann beim Centauri II nachgerüstet werden und ermöglicht dann die Übertragung via IP. Im Centauri III ist sie bereits vorhanden. Bevor eine IP-Verbindung eingerichtet werden kann, müssen jedoch entsprechende Ports zur Nutzung im Netzwerk geöffnet werden. Nach der „EBU Tech 3347“-Empfehlung werden die Ports 5004 und 5005 vorgeschlagen, da diese auch als Standardports für das zum Einsatz kommende RTP-Protokoll dienen. Man kann jedoch grundsätzlich auch Andere verwenden, muss dann nur im Einsatz mit weiteren Geräten bzw. Programmen berücksichtigen, dort ggf. verwendete Portnummern anpassen.
Zum einen kann man einfache IP-Übertragungen durchführen via TCP- oder UDP-Protokoll. Hierbei wird der Datenstrom über verschiedene externe Server zum Ziel geführt, was die Standardmethode zur Datenübertragung im Internet darstellt. UDP, welches in den meisten Fällen bei VoIP-Verbindungen zum Einsatz kommt, ermöglicht zwar eine kontinuierliche Daten-Verbindung, nimmt jedoch den Verlust von Datenpaketen in Kauf. Weiterhin können Datenpakete in anderer Reihenfolge beim Empfänger ankommen, als der Sender sie verschickt hat. UDP ignoriert diese Gegebenheiten geflissentlich was in der professionellen Audioübertragung jedoch unbedingt vermieden werden sollte. Deshalb gibt es als weitere Möglichkeit die Verbindung via RTP-Protokoll. RTP fängt die Nachteile normaler UDP-Verbindungen ab indem es als zusätzliche Protokollschicht die Paketkontrolle übernimmt, aber mittels UDP trotzdem eine schnelle Übertragung des Datenstromes gewährleistet. Als 3. Möglichkeit können Direktverbindungen über SIP-Server vorgenommen werden. Diese kommen dem Verbindungsaufbau via ISDN am nächsten da hier auch vor der Paketübertragung zwischen Sender und Empfänger eine Wählverbindung mittels eines speziellen Servers (den SIP-Server) vorgenommen wird. Man geht hier schlussendlich eine Peer-To-Peer-Verbindung (sprich eine Direktverbindung zwischen Sender und Empfänger) ein wie man sie eventuell bereits aus Torrent-Netzwerken kennt. Der SIP-Server selbst stellt lediglich die Verbindung zwischen beiden Seiten her, die Datenpakete werden jedoch ohne Umwege über externe Server direkt zwischen Sender und Empfänger ausgetauscht.
Um einstellungstechnisch auf die Centauri-Gräte zugreifen zu können, benötigt man entweder die von MAYAH bereitgestellte Fernbedienungs-Software oder die Webremote via Internetbrowser welche laut Hersteller für die Nutzung mit dem Internet Explorer optimiert und vorgesehen ist. Dabei sind die GUI-Oberflächen, im Gegensatz zum APT Horizon, weitaus übersichtlicher gestaltet und ermöglichen eine einfache Konfiguration entsprechender Parameter. Man sollte dennoch vorher etwas Zeit für die Einarbeitung mitbringen. Um mittels Browser Zugriff zu bekommen, muss man die jeweilige IP-Adresse der lokalen Centauri eingeben, sowie den entsprechenden Nutzernamen und Passwort. Über die Fernbedienungs-Software kann man das jeweilige Gerät in den „Einstellungen“ anwählen. Wie bei ISDN-Verbindungen muss man sich vorher bei beiden Verbindungsseiten auf einen Übertragungs-Codec einigen und sollte diesen am besten mittels Profil einstellen und aktivieren. Nun kann man über den Reiter „Direct“ (Webremote) oder den „Verbinden“-Button (Fernbedienungs-Software) seine IP-Verbindung einstellen und aufbauen. Als Interface muss dazu die 2. LAN-Schnittstelle, das entsprechende Protokoll, uni- oder bidirektionale Verbindung sowie die Ziel-IP-Adresse und der Port gewählt werden. Letzteres wird dabei folgendermaßen eingegeben (ohne „“): „IP-Adresse;Portnummer“ (z.B.: „192.168.1.1;5004“). Zwischen beiden Centauris funktioniert die Verbindung problemlos, sofern die Codec-Einstellungen wirklich exakt übereinstimmen, notwendige Ports freigeschaltet sind und die En- und Dekoderabhängigkeit bei älteren Centauris auf „Local“ gestellt wurde, sofern das Gerät als Master arbeiten soll.
Die Centauris eignen sich, neben ihrer ISDN-Tauglichkeit, auch für IP-Übertragungen gut und in den meisten Fällen problemlos. Die einfach gestaltete Oberfläche ermöglicht einen schnellen Einstieg in die Nutzungsvielfalt. Dabei stehen alle gängigen Codecs zur Verfügung, die man auch bei ISDN-Übertragungen nutzen kann. Hinzu kommt, dass MAYAH auch den neuen standardisierten OPUS-Codec zum Nachrüsten anbietet. Dieser wird wegen seiner Qualität bei geringer Latenz gerne bei den softwarebasierenden IP-Übertragungen verwendet. Im Vergleich mit dem APT Horizon gibt es bzgl. der Codec-Qualität keine Unterschiede. Dafür hat man bei MAYAH Communications mehr Codecs für seine Geräte zur Auswahl. Was uns bisher nicht gelang, war eine erfolgreiche IP-Verbindung zwischen einem MAYAH Centauri und einem APT Horizon. Infrage kommen dabei von MAYAH-Seite nur Geräte ab dem Centauri III mit aktuellster Firmware. Problematisch gestaltet sich schon die konkrete Einstellung der entsprechenden Codecs zwischen beiden Geräten. Weiterhin sorgen aktuell noch fehlende Rückmeldungen beider Systeme dafür, eine ordentliche Fehleranalyse betreiben zu können. Grundsätzlich sollten jedoch für eine erfolgreiche Verbindung zwischen Centauri III und Horizon dieselben Einstellungen vorgenommen werden, wie dies bei einer Verbindung zwischen MAYAH-Geräten untereinander geschieht.
Hier gehts zum Anbieter - MAYAH Communications. Für das neue Centauri 4 legt man ca. 4800,00 Euro auf den Tisch (im Tausch gegen ein altes Gerät für 3450,00 Euro). Es gibt Möglichkeiten alte Geräte mit Upgrades zu versehen:
Centauri 1 - Hardwareupgrade für 3950,00 Euro
Centauri 2 - Softwareupgrade für 1950,00 Euro
OPUS Codec - pro Gerät 385,00 Euro
Um alle Verbindungen und Geräte/Software vergleichen zu können, haben wir immer eine 128 kBit/s Verbindung aufgebaut (mono). Bei MAYAH haben wir den ISDN-Standard-Codec aptX NoSync verwendet. Wir haben dafür eine Audiodatei aus mehreren Sprecherinnen und Sprechern erstellt, die dann jeweils über die bestehende Verbindung übertragen wurde. Vorsicht! Zum Pegeln und nachträglichem Anpassen der verschiedenen Aufnahmen geht ein -0,1 dBfs lauter 1kHz Testton vorweg, gefolgt von einem leiseren weißem Rauschen. Das von uns gesendete Referenzfile, sowie alle weiteren Testsoundfiles können auf Anfrage als *.wav zur Verfügung gestellt werden. Hier der Download für das Originalsoundfile.
Klanglich arbeiten alle Codecs auf demselben hohen Niveau wie bei einer ISDN Verbindung. Dem von uns explizit getestete Codec hört man sein Alter nicht an. Trotz einer Höhenbeschneidung ab 14kHz klingt die Kombination aus IP-Übertragung mit einem MAYAH Centauri und dem aptX NoSync Codec von allen unseren Tests der Original Audiodatei am Ähnlichsten. Alles ist da wo es hingehört. Es gibt keine Über- oder Unterbetonungen von Frequenzen und die Aufnahme klingt neutral und ausgeglichen. Nur im direkten Vergleich wirkt das Original etwas luftiger. Für eine Übertragung von Sprache kann man aber sagen: Es wird nichts hinzu interpretiert, aber auch nichts weggelassen.
Wir haben aktuell immer mit einer Direktverbindung gearbeitet. Diese funktioniert auch recht stabil, weißt aber auch ab und zu Aussetzer auf. Diese können aber, wie oben beschrieben, durch die Verwendung eines SIP-Servers nochmals minimiert werden. Wer also schon ein IP-fähiges MAYAH Gerät besitzt braucht nur noch seine Netzwerkstruktur passend einrichten und schon geht es los in die schöne neue Welt der Voice over IP Übertragungen.
Es gibt eine Vielzahl von Anbietern für einen eigenen SIP-Account, dabei muss man nicht zwingend tief in die Tasch greifen. Hier ein ein Anbieter SIPGATE, bei dem man einen kleinen SIP-Account für 0,00 Euro bekommt (Mai 2015) oder für ein paar Euro einen besseren Account mit ein paar mehr Funktionen. Den passenden Anbieter kann mal relativ schnell finden, bei meiner Recherche habe ich viele passende Angebote für weniger als 10 Euro pro Monat gefunden.
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