Sprechen ist kreativer, individueller Selbstausdruck und Ausdruck der eigenen Identität. Über Sprache und Sprechen vermitteln wir Ideen und Gedanken, inspirieren unsere Mitmenschen, teilen Zuneigung und Liebe mit, spornen an, teilen Wissen, lernen. Sprechen ist ein integraler Bestandteil unseres Selbst und der Entwicklung der Menschheit.
Ein grober Überblick. Dialektfrei Sprechen ist die Grundvoraussetzung, das bedeutet nicht, dass man ein guter Sprecher ist, sobald man dialektfrei Sprechen kann.
Wenn Du nicht dialektfrei sprechen kannst, benötigst Du als erstes einen Sprachtrainer, der Sprecherziehung unterrichtet. Das kann z.B. ein Logopäde sein. Logopäden findest Du mit Sicherheit in Deiner Umgebung. Mit deren Hilfe kannst Du lernen dialektfrei zu Sprechen. Das ist ein teils langwieriger Prozess, der je nach Talent und Herkommen des Dialekts viele Monate dauern kann.
Es gibt hier regionale Unterschiede, so hat es eine Person aus dem Norden oft einfacher, als z.B. der Sachse. Das liegt in der Aussprache des jeweiligen Dialekts. Der Sachse z.B. spricht tief hinten im Mund, was schwieriger zu „entfernen“ ist, als wenn man eine Person aus dem Umland von Hannover nimmt, der viel weiter vorn im Mund spricht.
Ein Logopäde wird in der Regel ein bis zwei Stunden pro Woche mit Dir üben. Die eigentliche Arbeit liegt bei Dir, Du musst mit dieser Anleitung jeden Tag zumindest 15-30 Minuten Texte laut sprechen und trainieren. Fleiß, Fleiß und Fleiß.
Es gibt einiges an Literatur, die man nutzen kann, hier ein paar Beispiele:
Sprecherzieherisches Übungsbuch (Egon Aderhold & Edith Wolf)
Der kleine Hey (Julius Hey)
Stimmbildung und Sprecherziehung (Karoline Ehrlich)
Hat man es geschafft und kann dialektfrei Sprechen, ist man natürlich noch lange nicht fertig. Je nach Ziel und Anforderung bedarf es weiterer Ausbildung, um den jeweiligen Ansprüchen zu genügen. Ein Werbesprecher z.B. hat völlig andere Ansprechhaltungen und Anforderungen als ein Synchronsprecher oder ein Moderator.
Möchte man Hörbuchsprecher werden, dann sind auch hier die Anforderungen völlig anders als bei den oben genannten Sprechzweigen.
Es gibt einige Ausbildungsmöglichkeiten bei verschiedenen Agenturen, die Preisspanne ist sehr groß und Du solltest Dir ein eigenes Bild davon machen, hier ein paar Links zu einigen Sprachschulen:
Akademie für professionelles Sprechen (Berlin)
Sprecher Akademie (Pfaffenhofen/Ilm)
Die Freisprecher (Berlin)
International Voice (Bremen)
Sprechstil Atelier (Düsseldorf)
Logo Institut (Frankfurt am Main)
Schule des Sprechens (Wien)
Voicefeeling (Offenbach)
Bildungszone (Wien)
Verbalis (Leipzig)
Ein Gastbeitrag von Katharina Koschny – Inhaberin von der „Akademie für Professionelles Sprechen“
Klassifizierung des Sprechens
Es gibt verschiedene Sprecher und viele verschiedene Einsatzgebiete. Die Profisprecher stellen sich zur Verfügung, um fremde oder eigene Gedanken, Texte und Gefühle lebendig werden zu lassen. Dabei haben alle Eines gemeinsam: Hochdeutsch. Hochdeutsch wird als sauber und dialektfrei bezeichnet, das Deutsch im Raum Hannover kommt weitestgehend an das gesprochene Hochdeutsch heran. Jeder Sprecher hat seine eigene Interpretation von Text und Inhalten, den Profi zeichnet es aus, dass er nach den Wünschen der Kunden einen Text spricht, was nicht immer seinen eigenen Vorstellungen entsprechen muss. Denn am Ende möchte der Kunde seinen Text so eingesprochen haben, wie er es sich vorstellt.
Die Anforderungen an Profi-Sprecher sind sehr unterschiedlich, gesprochen wird mit und ohne Mikrofon, wobei sich die Qualität des Sprechens nicht unterscheiden sollte:
- Moderation (Bühne, live)
- Werbesprechen
- Voiceover (Film oder Beitrag)
- Synchronisation
- Theater
- Interview
- Hörbuch
Früher wurden bei Sprachaufnahmen hauptsächlich ausgebildete Schauspieler als Sprecher gebucht. Das lag unter anderem an der Technik, bis Mitte der 1990er wurde mit analoger Technik aufgenommen, mit Bandmaschinen aufgezeichnet. Das hatte zur Folge, dass fast ausschließlich Personen aus der Branche zugriff auf ein Mikrofon hatten und es nutzen konnten.
In den späten 1990ern hielt nun auch die Digitalisierung Einzug in die Tonstudios. Nun konnten auch Hobbysprecher und Amateure deutlich unkomplizierter ins Tonstudio gehen und sich als Sprecher oder Sprecherin versuchen. Kostete früher die analoge Technik mehrere hunderttausend, so kann man heute bereits für wenige Tausend Euro vernünftige Technik für Sprachaufnahmen und Übertragungen kaufen.
Heut darf Jeder. Allerdings bedarf es einer Ausbildung in den Bereichen Sprecherziehung und Texterarbeitung nach professionellen Kriterien, sowie ein paar Schauspiel-Basics, um sich als Profi-Sprecher auf dem Markt zu etablieren.
Ein weiteres Einsatzgebiet, was erst ist den letzten Jahren deutlich mehr Verwendung findet, sind Erklärvideos. Kurze Videoclips, in denen Recruiting oder einfache Dinge anschaulich erklärt werden, wofür sonst sehr große Mengen an Text benötigt werden.
Mikrofonsprechen
Mit dem Mikrofon lassen sich viele Dinge umsetzten, die ohne nicht möglich sind. Versuchen Sie mal in einer Theatervorstellung ohne Mikrofon zu flüstern oder ein emotionales Liebesgedicht vorzutragen. Mit einem Mikrofon eröffnen sich viele Möglichkeiten, so steht ein Mikrofon meist in einem akustisch gut konstruierten Raum, in dem es keine Umgebungsgeräusche oder Körperschall gibt. Im Idealfall wird also nur die Sprache aufgenommen, dabei kann das Gesprochene sehr leise sein, man kann ins Mikrofon hauchen… Alles wird aufgenommen und so bearbeitet, dass es nach der Bearbeitung immer noch gehaucht ist. Aber für alle, die sich das Aufgezeichnete anhören, kann es ein Erlebnis sein und sehr gut hörbar.
Das in der Branche am meist verbreitetste Mikrofon ist das Neumann U87. Diesen Standard setzten in den 80er Jahren die öffentlichen Radio- und Fernsehanstalten und wer als Dienstleister den Ansprüchen gerecht werden wollte, kam um die Anschaffung eines solchen, hochwertigen Großmembran Mikrofons nicht herum.
Das Mikrofon ermöglicht die Konservierung des Gesprochenen. Man kann es nachträglich bearbeiten, sich erneut anhören und vergleichen. Für Menschen, die das Sprechen erlernen, stellt es eine sehr gute Möglichkeit der Übung dar. Nur mit einem Mikrofon lässt sich das Eingesprochene nachträglich anhören und bewerten. So lernt man seine Fehler zu erkennen und zu analysieren, um sich mit diesen Erkenntnissen zu verbessern.
Das Mikrofonsprechen lässt sich in zwei Kategorien einordnen. Das künstlerische Sprechen und das dienstleistende Sprechen. Beim künstlerischen Sprechen hat der Sprecher oft eine Regie, die instruiert und bei den Projekten den inhaltlichen Gesamtüberblick hat. Das künstlerische Sprechen kommt zum Einsatz bei: Synchron, Hörbuch, Hörspiel und Livelesungen. In Einzelfällen kann auch Werbung oder Computerspiele einen künstlerischen Anspruch erfordern.
Das dienstleistende Sprechen erfordert meist keine Regie. Viele Sprecher verfügen über ein eigenes Studio und nehmen die Takes autark auf. Die Texte sind meist einfach strukturiert und haben keinen großen künstlerischen Anspruch. Das dienstleistende Sprechen kommt zum Einsatz bei: Produktionen für Funk, TV und neue Medien. Dabei werden Nachrichten, Feature, Reportagen, Akustik-Guides, Image- und Industriefilme, Dokumentationen und Audioguides für Museen gesprochen.
Sprechen in Live-Situationen
Livesprechen kann man mit und ohne Mikrofon. Als Referent z.B. hat man oft ein Mikrofon , um vor einer großen Anzahl von Leuten von allen gut gehört zu werden und die Stimme zu schonen. Das Mikrofon erfüllt hier, in Kombination mit der verstärkenden Soundanlage, seine Uraufgabe, Verstärkung der Sprache. In diesen Situationen geht es nicht darum, besonders einfühlsame Texte zu vorzutragen, sondern in erster Linie darum, Informationen an die Zuhörer zu übertragen.
Das Flüstern, was ich in dem Beispiel „Mikrofonsprechen“ erwähnt hatte, ist hier eher kontraproduktiv. Die Rhetorik spielt bei einem Referenten, neben der dialektfreien Sprache, eine wesentliche Rolle.
In Theatervorstellungen wird immer noch sehr oft ohne Mikrofone gearbeitet, hier brauchen die Schauspieler neben der sauberen Aussprache auch eine laute Aussprache. Das Publikum möchte und soll ja verstehen, auch hier gibt es ein Spektrum von Sinn und Unsinn. Man kann auch laut Flüstern andeuten, aber in diesem Fall bleibt es dann beim Andeuten, flüstern geht nicht, da das Publikum es nicht verstehen würde. Dem Schall und der Übertragung sind physikalisch Grenzen gesetzt und die lassen sich nur mit Mikrofonen und Verstärkung des Signals umgehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen
Egal ob Künstler, Comedians, Entertainer, Führungskräfte, Politiker, Philosophen, Professoren etc. Gut Sprechen können ist eine Grundvoraussetzung bei allen Live-Events, für Vorträge, Lehrveranstaltungen, Präsentationen, Eröffnungen, Moderation für Shows, Nachrichten oder Wetter. Es ist wichtig, um ernst genommen zu werden, es vermittelt Glaubwürdigkeit und Professionalität. Wir alle haben eine Erwartungshaltung gegenüber Menschen in verschiedensten Positionen, dazu gehört bei den oben genannten Berufen eine gute Aussprache und Rhetorik. Ansonsten nehmen wir diese Menschen nicht ernst. Sprechen ist immer auch Schauspiel in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, für unterschiedliche Situationen und Medien. Dafür braucht es unterschiedliche Atem- und Sprechtechniken. Die meisten Menschen müssen das erlernen und die wirklich gute Nachricht ist: Jeder kann das lernen!
Wichtig für Quereinsteiger – Professionelle Texterabeitung & Sprechtraining
Durch die neuen Medien gibt es viele Chancen für Quereinsteiger, die sich mit einem Studio zuhause selbstständig machen möchten. Man muss wissen, wie man einen Text eigenständig vorbereitet, um ihn vor dem Mikrofon oder Live gut und souverän sprechen zu können. Denn ein gut strukturierter Text verzeiht sogar sprechtechnische Unzulänglichkeiten. Eine gute Methode, für eine schnelle und professionelle Texterarbeitung ist das ariadne system ®.
Normalerweise ist die Texterarbeitung bzw. die Rollenrecherche Bestandteil der Schauspielausbildung, ebenso wie Sprecherziehung und Körpertraining. Quereinsteiger müssen diese Fortbildung eigenständig in die Hand nehmen. In speziellen Kursen für Mikrofonsprechen können auch Quereinsteiger in relativ kurzer Zeit sehr ordentliche Sprechergebnisse erzielen, jedoch führt nur die dauerhafte Beschäftigung mit dem Medium zur Meisterschaft. Also üben, üben und noch mal üben. Was einem persönlich liegt, ist nicht immer direkt zu erkennen. Meistens ist man von einer bestimmten Sparte fasziniert und möchte z.B. unbedingt Synchronsprecher oder Hörbuchsprecher werden. Jede Sparte hat Ihre eigenen technischen Besonderheiten und bedarf gezielter Übung.
Auf der Bühne gilt: Bühnensprache. Mit viel muskulärer „Stütze“ wird der Ton komprimiert, so dass die Stimme voller und intensiver klingt und auch noch in den hintersten Reihen zu hören ist.
Im Studio gilt: Mikrofonsprechen. Es braucht ebenfalls das gestützte Sprechen, damit der Tontechniker nicht den Regler hochreißen muss und jeder Atmer so laut klingt, als würde der Sprecher kurz vor dem Erstickungstod stehen.
Vor der Kamera oder auf dem Podium gilt: Entspannung. Hier kann man das Ganze etwas lockerer angehen. Man ist im Bild und spricht, wie im Leben.
Die vielfältigen neuen beruflichen Möglichkeiten, der große Bedarf an Sprechern durch die neuen Medien und die sehr leistungsstarke digitale Technik, haben für Selbstständige und Kreative ein Feld unglaublich vieler neuer Möglichkeiten eröffnet. Sprecher ist ebenso wie Schauspieler, Moderator oder Redner kein geschützter Beruf. Jeder darf sprechen, ob er es nun gut oder sehr gut kann.
Die Akademie Für Professionelles Sprechen gehört neben anderen Instituten zu den Ausbildungsstätten, die für alle Sparten des Professionellen Sprechens fit machen.
Die Auswahl ist groß, es ist für Jeden etwas dabei. Meine Empfehlung:
Lasst Euch beraten, um das richtige zu finden. Folgt Eurem Herzen, dem Geldbeutel und Eurem Instinkt. Aber vor allem: Damit die Liebe zum Metier alle Hürden nehmen kann - und es gibt reichlich Hürden - sollte sie groß sein.
Katharina Koschny
Akademie Für Professionelles Sprechen
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Ja genau, den Film hat doch der Typ ohne Haare synchronisiert oder war das der Andere? Wenn Sie´s wüssten würden Sie das hier vielleicht gar nicht lesen! Hier bekommen Sie ein Blick hinter die Kulissen, Hintergrundinfos und Synchroninterviews mit bekannten Synchronsprechern und Stimmen.